Als Veranstaltungsort war das Markgrafen in Erlangen schon wegen der Bühne klug ausgewählt. Das Musikinstrument, eine Spieluhr, passte natürlich ideal in das barocke Ambiente. Diese Spieluhr erhielt von Tom Sora, dem mit Preisen ausgezeichneten Universal-Künstler, eine technische Zusatzausrüstung, bestehend aus Mikrophon, Video-Kamera, Beamer und Breitleinwand.

Musik und Optik

Nichts verfremndendes, sondern einfach eine wunderbare Idee, das Publikum teilhaben zu lassen. So konnte man den Fluss, der in unzähligen Stunden loch-gestanzten Kartonstreifen verfolgen und durchaus antizipieren, wie die Lochungen wohl klingen werden, wenn sie unter dem Metalrechen der Spieluhr durchlaufen. Sora lotet mit seinen Kompositionen die Möglichkeiten der Spieluhr vom Minimalismus bis zu rauschenden Tonschwärmen und Beethoven-Zitaten aus. Richtig Spaß macht es, die Musik "mitzulesen" und die Parallelität von Musik und Optik so klar erkennen zu können. Schafft man es, die Augen zu schließen, so hört man den liebreizenden Klang der Spieluhr pur, auch schön.

Sarah Maria Sun agierte auf der rechten Hälfte der Bühne. Diese junge Sopranistin befasst sich seit Jahren mit zeitgenössischer Musik und kann daher die grenzgängerischen Werken von Georges Aperghis und Luciano Berio souverän darbieten.

Freude an der Mimik

Nein, faszinierende Stimmakrobatik hat Bobby McFerrin nicht für sich gepachtet - Sun hält da durchaus mit. Nicht nur ihr Konzentrationsvermögen frappiert bei den pyramidal aufgebauten Recitations des Griechen Georges Aperghis, auch die Freude am Vortrag, an der Mimik, der Gestik und der bis ans Exhibitionistische reichende Offenheit.

Sora und Sun bereiteten den Zuhörern einen hin- und mitreißenden Abend mit avantgardistischer Musik, der nur zwei Wünsche offen ließ: Sie mögen bitte wiederkommen und dann ein größeres Publikum glücklich machen.

Cora Utting