Das Stück Glocken ist eine Auftragskomposition des Festivals Klangspuren Schwaz. Es ist für das Carillon des Innsbrucker Doms komponiert, wo es auch von Laura Marie Rueslatten uraufgeführt wurde. (Es liegt jedoch in vier Instrumentalfassungen vor: für Carillon, für Cembalo, für zwei Vibraphone und für Toy-piano.)

Glockenklänge waren immer für die Öffentlichkeit bestimmt, man hört sie auf der Strasse oder in der Natur, nah oder fern. Glockengeläut ist fast Naturklang.

Den Glockenklang kann man kein bisschen verfremden oder beeinflussen, er wird immer gleich laut erklingen und stets die selbe Klangfarbe haben. Jeder Glockenton beginnt mit einem Schlag und klingt ganz allmählich ab. Tiefe Töne klingen bis zu 10 Sekunden, höhere Töne etwas weniger. Diese lange Dauer der Töne, aber auch ihr allmähliches und gleichmäßiges Abklingen bewirken, dass mehrere unmittelbar hintereinander gespielten Glockentöne sich überlagern und harmonieartige Zusammenklänge bilden. Dabei entsteht der Eindruck einer Art Hall, es klingt so, wie wenn man Klavier mit ständig niedergedrücktem Pedal spielen würde.

Klanglich gesehen ist mein Stück Glocken in der Variante für Carillon mit meinem Zyklus 20 TÖNE für Kurbelspieluhr verwandt, denn über die Töne der Spieluhr lässt sich fast dasselbe sagen, wie über die Glockentöne. Ein großer Unterschied zwischen diesen zwei Kompositionen liegt darin, dass das "Glocken"-Stück von einem Menschen aufgeführt wird, und dementsprechend immer spielbar sein muss. Mit der Spieluhr konnte ich mir dagegen etliche rhythmische Komplexitäten erlauben, die von einem Menschen nicht zu bewältigen waren.